Die Deutschen und ihre Bürokratie. Man hasst sie, man liebt sie. Aber vor allem wundert man sich über sie, tagein, tagaus. So manch einer möchte nach dem unumgänglichen Behördengang am liebsten auswandern. Am besten irgendwohin, wo es warm ist. Nach Hawai‘i zum Beispiel. Ja, Hawai‘i, das wär’s. Wirklich? Tatsächlich gibt es auf der Trauminsel Kaua‘i ein skurriles Gesetz, das den wildesten bürokratischen Auswüchsen in Deutschland Paroli bietet…
Ach, ist das schön hier. Smaragdgrüne Wälder, spitze Berggipfel, zerklüftete Klippen. Tropische Regenwälder, verzweigte Flussläufe, rauschende Wasserfälle. So abgeschieden, dass einige Gebiete nur mit Boot oder Flugzeug erreicht werden können. Und das Beste: kein Herr Stromberg, kein „Ernie“, keine Frau Burstedt, die mittels Passagierschein A38 im Labyrinth des deutschen Amtes gefunden werden müssen. Kaua‘i, viertgrößte und älteste Insel Hawai‘is – ein freies Idyll für alle. Für alle? Nun, es gibt gewisse Einschränkungen. Für den Berliner Fernsehturm beispielsweise. Oder für Londons „Gurke“.
Tatsächlich gibt es ein eigenartiges Gesetz auf der „Garteninsel“, das solche Bauwerke verhindert: Kein Neubau darf eine Palme überragen! Der Zollstock weicht quasi dem Palmenmaß.
Daraus folgt: Keine Großstädte, keine Autobahnen – dafür aber Hühner! Kaua‘i ist Zuhause tausender wilder Hühner. Ursprünglich wurden die Tiere von polynesischen Siedlern gebracht, die sich dadurch eine gesicherte Nahrungsquelle erhofften. Rasant vermehrten sich Hahn und Henne 1982 und 1992, eigentlich ein tragischer Grund: Zwei Hurrikans wirbelten die Bauernhofhühner aus ihren Gehegen in die Wälder hinein, wo sie auf die polynesische Spezies trafen und sich fröhlich zum Hühnchen-Bang-Bang versammelten.
Wer nach Kaua‘i reist, dreht also gleichzeitig die Zeit um ein paar tausend Jahre zurück, denn während das skurrile Palmenmaß die Insel in eine außergewöhnliche Ruhe taucht, verleihen die wildernden Hühner der Region einen gewissen ländlichen Touch, prädestiniert für alle, die dem Großstadtdschungel und der Bürokratie entkommen wollen. Vorausgesetzt natürlich, man möchte keinen Wolkenkratzer an den Strand stellen.